Deshalb leuchten Uhren im Dunkeln: Superluminova erklärt

Uhren, die im Dunkeln leuchten sind heutzutage nicht nur im Alltag oder auf Reisen praktisch, früher waren sie vor allem für Taucher ein lebenswichtiges Instrument und Hilfsmittel. Doch wie genau ist es eigentlich möglich, dass Zeiger, Indizes und manchmal ganze Zifferblätter in der Dunkelheit hell leuchten? Wir erklären, was es mit dem Leuchtmittel Superluminova auf sich hat, wie das Ganze funktioniert und klären die Frage, ob Superluminova eigentlich giftig ist.

Was ist eigentlich Superluminova?

Superluminova besteht aus Pigmenten auf Erdalkali-Aluminat-Basis, die Tages- sowie künstliches Licht abspeichern und im Dunkeln wieder abgeben, wodurch diese nachleuchten. Das bedeutet, dass Superluminova vorher aufgeladen, beziehungsweise ausreichend mit Licht versorgt werden muss, damit es anschließend auch wirklich (nach)leuchtet. Die Leuchtstärke richtet sich dementsprechend danach wie viel Licht vorab abgespeichert wurde. Je nach Dauer und Intensität der Lichtquelle, mit der das Superluminova aufgeladen wurde, kann die Leuchtdauer von nur wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden anhalten. Mit fortlaufender Dauer im Dunkeln nimmt die Intensität der Leuchtkraft dementsprechend auch wieder ab.

Ist das Leuchtmittel Superluminova giftig?

Nein, Superluminova und andere Leuchtfarben, die heutzutage Standard sind, wie LumiBrite oder Chromalight, sind natürlich nicht giftig. Ungefährliche Leuchtmassen gab es aber nicht immer. In den 1920er Jahren waren in der Uhrenwelt vor allem Leuchtfarben auf Basis von Radium beliebt. Heute ist es kaum mehr denkbar, doch zu dieser Zeit galten die radioaktiven Stoffe als vollkommen ungefährlich und zum Teil sogar gesundheitsfördernd. 

Erst mit der Zeit wurde klar, dass radioaktive Leuchtfarbe extrem gesundheitsgefährdend ist. Vor allem die weiblichen Angestellten, die damals händisch mit einem Pinsel Radium-Leuchtmasse auf Zifferblätter malten, mussten sehr unter dieser Erkenntnis leiden. Die heute als Radium Girls bekannten Fabrikarbeiterinnen haben nämlich nach jeder Uhr ihren Pinsel mit dem Mund befeuchtet, damit dieser wieder spitz wurde und sie präzise weiter zeichnen konnten. 

Eine kleine Geschichte der Leuchtmasse

Als 1902 von Marie und Pierre Curie Radium entdeckt wurde, wurde der radioaktive Stoff schon kurze Zeit später für selbstleuchtende Beschichtungen auf Zeiger und Zifferblätter von Uhren genutzt. Wie zuvor bereits erwähnt, ahnte man zu dieser Zeit noch nicht, welche erheblichen gesundheitlichen Schaden Radium anrichtet. Bis Mitte der 1960er wurden daher Uhren, vor allem Militäruhren und Instrumente, mit Radium belegt. Diese Modelle sind bis heute nicht gerade ungefährlich, denn die Halbwertszeit von Radium liegt bei über tausend Jahren. 

Ende der 1950er-Jahre wurden Tritium und Promethium vorgestellt, Isotope, die zwar nicht ganz ungefährlich, aber deutlich weniger radioaktiv als Radium sind. Tritium gibt beispielsweise nur schwache Beta-Strahlen ab, die nicht in der Lage sind, Metallgehäuse oder Gläser von Uhren zu durchdringen. Zudem besitzt Tritium eine deutlich kürzere Halbwertszeit und zerfällt nach etwas mehr als 12 Jahren zu Helium. 

Auch wenn Luminova erst im Jahr 1998 Tritium als beliebteste Leuchtmasse in der Uhrenindustrie ablöste, und schon 2 Jahre später das verbesserte Superluminova auf den Markt kam, ist die Entdeckung der Leuchtmasse schon viel älter. Tatsächlich wurde Superluminova schon in den 1960er Jahren entdeckt. Doch es dauerte, bis man den Leuchtstoff für die Uhrenindustrie in Betracht zog. 

Bereits 1941, zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, wurde die japanische Firma Kenzo Nemoto damit beauftragt eine nicht-radioaktive Leuchtmasse zu erfinden. Militärische Messgeräte sollten damals auch ohne den Einsatz von Radium im Dunkeln ablesbar sein. Als nach dem Zweiten Weltkrieg das Interesse an Rüstungsgüter und militärischen Messgeräten verschwand, tat sich Kenzo Nemoto mit Seiko zusammen, um  stattdessen nach einer Lösung zu forschen, die Uhren für im Dunkeln ablesbar machen würde. 

So kam schließlich im Jahr 1998 der Stoff Luminova des japanischen Herstellers Nemoto & Co Ltd. auf den Markt und stellte sich als echte Innovation heraus. Luminova und das kurze Zeit später verbesserte Superluminova wiesen keine Radioaktivität auf und war endlich wirklich gesundheitlich ungefährlich. Ein weiterer klarer Vorteil dieses neuen Stoffes war, dass sich Superluminova beliebig oft auf- und entladen lässt und auch nach Jahren keine Abnutzungserscheinungen aufweist. Tritium und Radium hingegen bauen sich mit der Zeit unaufhaltbar ab. 

Besonders leuchtende Uhrenmodelle

Bell & Ross BR 03-92 FULL LUM

Zeiger und Indizes reichen nicht aus? Die Marke Bell & Ross hat mit der BR 03-92 Full Lum eine Luxusuhr auf den Markt gebracht, bei der das komplette Zifferblatt mit Superluminova überzogen ist und zudem auch das Kautschukband leuchtet. Das Modell wurde nur in einer limitierten Auflage von 250 Stück gefertigt und ist nur direkt bei Bell & Ross erhältlich. 

Roger Dubuis: Excalibur Twofold

Auch die Marke Roger Dubuis hat eine Uhr entwickelt, bei der nicht nur das Zifferblatt, sondern auch das Armband im Dunkeln leuchtet. Von der Excalibur Twofold gibt es nur acht Exemplare, die jeweils um die 276.500 Euro kosten. Bei dem Modell wurde eine besondere Leuchtmasse namens LumiSuperBiwiNova verwendet, die nicht direkt auf das Armband aufgetragen wurde, sondern in der äußersten Schicht des Kautschukbandes sitzt. So verliert das Armband auch nach Abnutzung nicht seine Leuchtkraft. 

Traser Konzeptuhr T1000

Die Marke Traser hat 2019 auf der Baselworld eine ganze spezielle Uhr vorgestellt, die, so viel sei schonmal verraten, nicht zum Verkauf steht. Die Konzeptuhr T1000 ist die hellste selbstleuchtende Uhr der Welt, ist mit 318 Tritiumgasröhrchen ausgestattet und leuchtet mit einer Kraft von über 1000 Mikrolumen. Zertifiziert und geprüft wurde die Uhr, die zur Feier des 50. Jubiläum der mb-microtec entstand, sogar vom eidgenössischen Institut für Metrologie METAS. 

Von Karuna

Hat einen Master in Literatur- und Kulturwissenschaft und ist seit 2019 Redakteurin bei Chronoto. Ihre persönliche Traumuhr? Die Blancpain Villeret Quantième Complet in Rotgold. Privat trägt sie aber am liebsten eine Casio im Retrolook am Handgelenk.