Der Begriff Manufakturwerk erfreut Freunde mechanischer Uhren und sorgt dafür, dass sie sich besonders auf ein aufwendiges Uhrenmodell freuen. Manufakturwerke stehen nicht automatisch für Qualität und sind in der jüngeren Zeit zu einer Notwendigkeit geworden. Weswegen und was ETA damit zu tun hat, erklären wir in diesem Artikel. Zuerst allerdings die Beantwortung der Frage, was Manufakturwerke sind.
Was sind Manufakturwerke?
Manufakturwerke oder Manufakturkaliber entstehen bei Uhrenherstellern in Eigenregie. Das bedeutet, dass nicht auf externe Entwicklungen und Rohwerken beruhen. Was heute als seltenes Alleinstellungsmerkmal gilt, war vor der Quarzkrise bei vielen Uhrenherstellern anzutreffen. Allerdings setzten bekannte Hersteller schon früh auf Werke anderer Unternehmen, die sie mit eigenen Anpassungen in bekannten Uhren einsetzen. Währenddessen blieben nur wenige Uhrenhersteller der Entwicklung und Produktion eigener Werke treu (beispielsweise Rolex) andere schwenkten auf die Herstellung von Quarzuhren und mechanischen Modellen mit kostengünstigen Fremdwerken um. Außerdem wurden die entsprechenden Produktionsstätten rückgebaut, da die Hersteller zu diesem Zeitpunkt keine Zukunft in mechanischen Uhren und Uhrwerken sehen. Die Geburtsstunde des Manufakturkalibers als Luxusgegenstand liegt in den 80er-Jahren und fällt mit der Wiederbelebung von Blancpain zusammen. Mechanische Werke gewinnen wieder an Bedeutung und zahlreiche Hersteller beginnen wieder mit der Produktion eigener Kaliber. Andere setzen auf ETA und andere externe Lieferanten sogenannter Konfektionskaliber.
Manufakturwerke im Wandel
Die Grenzen zwischen der Herstellung und Entwicklung im eigenen Haus und dem Einsatz von Konfektionskalibern sind in den letzten Jahren stark verwischt, was nicht zuletzt durch den Einsatz neuer Herstellungsmethoden für Uhrwerke zu erklären ist. Wer beispielsweise denkt, dass hier auf Handarbeit gesetzt wird, dem sei gesagt, dass alle Hersteller heute in mehr oder weniger großem Umfang auf Maschinen zur Unterstützung der Handfertigung zurückgreifen. Für Kunden hat das vor allem Vorteile in Sachen Qualitätssicherung Vorteile, da ein gleichbleibender Standard gehalten werden kann. Um das zuvor erwähnte Verschwimmen der Grenzen aufzugreifen sei erwähnt, dass auch Modelle von ETA zu Manufakturkalibern werden können. Durch einen umfangreichen Umbau entstehen beispielsweise komplizierte Werke, die nicht mal mehr entfernt mit der Grundlage vergleichbar sind. Fans und Sammler sehen Zukäufe und Lizenzierungen kritisch. Für sie gilt ein Werk dann als Manufakturwerk, wenn es in eigener Entwicklung und Herstellung entsteht. Darin werden viele Vorteile gesehen.
Die Vorteile von Manufakturkalibern
Das beginnt beim wahrgenommenen Wert der Uhr und der zugehörigen Mechanik, da der Fokus auf die eigene Herstellung und das finanzielle Engagement der Hersteller überzeugen. Vor allem bei Uhrwerken mit besonderen und einzigartigen Funktionalitäten zeigen sich die eindrucksvollen Investitionen bekannter Luxusuhrenhersteller. Außerdem haben selbst hergestellte Uhrwerke einen guten Ruf in Sachen Qualität und Verlässlichkeit. Und abgesehen von allen rationalen Gründen für Manufakturkaliber ist es oft die emotionale Verbundenheit mit klassischer Handarbeit, die den Kalibern aus eigener Herstellung ein besonderes Flair verleiht. Demgegenüber stehen jedoch Nachteile, die sich aus der Exklusivität ergeben.
Die Nachteile von Manufakturkalibern
Manufakturkaliber sind in der Gesamtheit des Marktes gesehen Einzelstücke, deren Bestandteile von einem einzigen Hersteller stammen, der bei einem Defekt Reparaturleistungen und Ersatzteile liefern muss. Existiert der Hersteller nicht mehr oder handelt es sich um eine kleine Produktionsserie, sind Ersatzteile Mangelware und Reparaturen von Dritten abhängig. Das ist umso wichtiger zu beachten, je komplizierter und aufwendiger die Werke sind, da die Empfindlichkeit der Mechaniken zunimmt. Konfektionskaliber haben durch ihre Art der Herstellung und breiten Nutzung einen handfesten Vorteil.
Konfektionswerke vs. Manufakturkaliber
Die große Verbreitung von ETA- und Sellita-Modellen hat handfeste Vorteile bei der Reparierbarkeit von Uhrwerken. Statt auf den Hersteller der Uhr angewiesen zu sein, sind Ersatzteile an anderer Stelle einfach zu beziehen und für Reparaturen bieten sich zahlreiche Stellen an. Außerdem sind Reparaturen oftmals nicht nötig. Zu sagen, dass es nachweisliche qualitative Unterschiede zwischen den Konfektionskalibern von ETA und Co. und den Manufakturmodellen gibt, wäre falsch. Die 2824-2 von ETA gilt zum Beispiel als Panzer und das nicht grundlos. Sie verrichtet Jahrzehntelang einen zuverlässigen Dienst in den Uhren verschiedener Hersteller. So setzt Breitling sie als Kaliber 17 in seiner Superocean ein. Dort verrichtet das Konfektionkaliber mit Chronometer-Zertifizierung einen mehr als verlässlichen Dienst. Es gilt als weiterverbreitet und gut reparierbar und in seiner höchsten Qualitätsstufe als vergleichbar mit jedem Manufakturkaliber.
Fazit
Ein Fazit ist schwierig. Manufakturkaliber zeichnen die Uhren zahlreicher Hersteller als individuelle Leistung und als das Ergebnis langer Forschung aus. Sie sollten jedoch keineswegs der einzige entscheidende Faktor sein. Stattdessen sind das Design, die Gesamtqualität und der Funktionsumfang beim Kauf entscheidend. Die Wahl des Uhrwerks ist hingegen oft eine emotionale. Reparierbarkeit und Wartung sollten (vor allem bei alltäglicher Nutzung) beachtet werden.