Die Geschichte der Zeit(messung) – Teil 1: Anfänge

Stonehenge in der Dämmerung
Auch Stonehenge hatte eine Kalender-Funktion und zählt zu den frühen Zeitmessern.

Die Zeit existiert länger als wir und begleitet uns jeden Tag. Vom hektischen Hetzen zum nächsten Meeting zur Wartezeit beim Arzt. Ohne Zeit und den Bedarf, diese zu messen, gäbe es schließlich Chronoto nicht. In diesem (und weiteren Artikeln) wollen wir uns die Geschichte der Zeitmessung anschauen, von den ersten Sonnenuhren bis zum präzisen elektronischen Instrument.

Was ist die Zeit?

Was die Zeit ist, hängt davon ab, aus welchem Sichtwinkel diese Frage betrachtet wird. Physikalisch betrachtet handelt es sich bei der Zeit um eine grundlegende Größe. Die Zeit verläuft stets vorwärts und wir können nichts an ihrem Verlauf ändern. Wir befinden uns in der Gegenwart, während die Zeit eine Vergangenheit kennt (die wir erinnern) und in eine Zukunft läuft, die wir erst noch erleben. Und eins ist klar: die Zeit ist älter als wir Menschen und war schon im Universum vorhanden, bevor es die Erde war. Physikalisch betrachtet ist es nur schwer herauszufinden, ob sie auch schon vor dem Urknall existiert – vermutet wird, dass zu diesem Punkt auch die Zeit entsteht, weswegen unsere physikalischen Modelle keine Aussagen zu einem Moment vor dem Urknall treffen können. Die Zeit weist derweil eine besondere Eigenschaft auf: sie ist relativ und das sowohl messbar als auch gefühlt.

Die Relativität der Zeit

Die Relativität lässt sich wie erwähnt in eine messbare und eine gefühlte Variante unterteilen. Wissenschaftlich betrachtet läuft die Zeit an unterschiedlichen Orten messbar anders. Während des Fliegens vergeht die Zeit beispielsweise langsamer, als es auf dem Boden der Fall ist. Die gefühlte Zeit ist hingegen ein anderer Aspekt der Relativität. Tun wir etwas, dass besonders große Freude bereitet, scheint die Zeit schneller zu vergehen, während langweilige Aktivitäten gefühlt ewig zu dauern scheinen. Um einen einheitlichen Maßstab zu haben, teilen Menschen schon sehr lange die Zeit in Einheiten ein und richten ihren Tagesablauf danach aus.

Wann begann die Zeitmessung?

Es ist schwierig, den genauen Beginn der Zeitmessung durch Menschen zu bestimmen. Schon in der Eiszeit sollen die ersten Kalender aus Knochen geschaffen worden sein. Sonnenuhren, wie sie heute noch in vielen Gärten stehen, finden sich hingegen erstmals in Ägypten rund 3.500 Jahre vor Christus. Sie sind die Obelisken, die unser Bild von der ägyptischen Architektur gemeinsam mit den Pyramiden maßgeblich prägen. Konkret handelt es sich bei diesen Zeitmessern nicht um Sonnen, sondern um Schattenuhren. In Sachen Zeitmessung sind die mathematisch begabten Ägypter im Übrigen mit den Schattenuhren noch lange nicht fertig. So werden nicht nur die Bewegungen der Sterne beobachtet, sondern auch Wasser dient der Zeitmessung. Dass dies um das 16. Jahrhundert vor Christus stattfindet, macht diese Errungenschaften umso bemerkenswerter. Im antiken Griechenland werden diese Ideen aufgegriffen und weiterentwickelt.

Bild von David Monniaux als Creative Commons veröffentlicht

Wasser als Wecker

Auf Platon geht die Erfindung der Wasseruhr mit Wecker zurück. Diese füllt einen Behälter mit Wasser aus der Zisterne und sorgt nach der gewünschten Zeit für einen pfeifenden Klang. (Alternativ sollen bei der Das durchgelaufene Wasser wird derweil eingefangen und lässt sich erneut verwenden – schon die antiken Griechen haben Wasser also als kostbares Gut betrachtet. Diese Erfindung findet um 425 vor Christus (eher einige Jahre danach) statt. Die Wasseruhr zieht in den Alltag des antiken Griechenlands ein und misst die Zeit überall dort, wo keine Sonne zur Verfügung steht (die Wasseruhren kommen beispielsweise zum Einsatz, um die Zeit von Redner*innen bei Gerichtsverhandlungen zu begrenzen). In dieser Zeit erfreuen sich die bekannten Schattenuhren weiterhin großer und sogar wachsender Beliebtheit. In der Folgezeit werden Wasseruhren außerdem immer ausgeklügelter und einerseits aufwendige gestaltet. Die aufwendige Elefanten-Uhr von Al-jazari ist ein besonders bemerkenswertes Beispiel der Handwerkskunst und Wissenschaft, die in der islamischen Blütezeit vorherrscht.

Die Elefanten-Uhr von Al-jazari (Wikimedia)

Außerdem werden Wasseruhren mit Mechaniken kombiniert: das Wasser treibt in diesem Fall eine Hemmung an. Im Jahr 3 vor Christus beschreibt Philon von Byzanz (griechischer Ingenieur) eine entsprechende Uhr erstmals. Damit wird (wenn auch zaghaft) das Zeitalter der Räderuhr eingeläutete. Zwischen dieser Erfindung und der Einführung der uns bekannten Räderuhr liegende Jahrhunderte. Dieser sehr lange Zeitraum lässt sich an dieser Stelle nicht in ganzer Breite und im Detail abbilden, weswegen wir im nächsten Teil direkt zu den Räderuhren fortfahren.

Von Marvin

Egal ob Smartwatch oder Vintage-Luxusuhr - Marvin ist studierter Technikjournalist und entsprechend begeisterter Technik- und Uhrenfan. Privat setzt er deswegen auf eine Smartwatch von Fitbit. Sein absolutes Wunschmodell, wenn Geld keine Rolle spielt? Definitiv eine Moonwatch.