Mit Qualitätssiegel können sich hochwertige Uhren von der Masse abheben. Diese sollen bescheinigen, dass sie eine besonders hohe Qualitäts besitzen, in einer bestimmten Manufaktur angefertigt wurden oder äußerst widerstandsfähig sind. Doch welche unterschiedlichen Siegel und Standards gibt es überhaupt und was genau bedeutet es, wenn ein Zeitmesser mit einem solchen Siegel ausgezeichnet wird?
Die Genfer Punze
Die Genfer Punze gehört zu den wohl bekanntesten Qualitätssiegel für Luxusuhren. Das Poinçon de Genève, wie das Siegel auf französisch heißt, wurde bereits 1886 gegründet. Ziel war es, ein Prüfinstrument für in Genf produzierte Uhren zu entwickeln, um Imitate zu vermeiden, die den Namen der Genfer Qualität missbrauchten. Neben Ganggenauigkeit, Leistung und der Art des Schliffs wurde auch die Qualität der Handarbeit unter die Lupe genommen.
In dem mehr als 134-jährigen Bestehen der Genfer Punze haben sich die Kriterien bereits mehrfach geändert. So waren diese in einer Fassung von 1994 noch rein ästhetischer Natur. Seit 2012 richtet sich das Siegel nach einer Neufassung, in der auch qualitative Aspekte bewertet werden. Hier ein kleiner Auszug aus den vielen Voraussetzungen, die eine Uhr erfüllen muss, um mit der Genfer Punze ausgezeichnet zu werden:
- Montage, Regulierung und das Einschalen des Werkes muss im Kanton Genf erfolgt sein.
- Aus Polymeren gefertigte Komponenten sind nicht zugelassen.
- Formteile und andere Werkbestandsteile müssen polierte Kanten und langgezogene Flanken aufweisen.
- Die Dichtigkeit der Uhr muss eine Druckfestigkeit von mindestens drei Bar und einen Unterdruck von 0,5 Bar standhalten.
- Die Ganggenauigkeit darf nach sieben Tagen nicht mehr als eine Minute abweichen.
Die Überprüfung dieser und vieler weiterer Anforderungen erfolgt beim Hersteller selbst. Dieser muss die Ergebnisse zehn Jahre lang aufbewahren und sie jedes Jahr bei Timelab einreichen, damit sie dort archiviert werden können.
Das Patek-Philippe-Siegel
Bis 2009 vertrat die Marke Patek Philippe noch das Genfer Siegel. Nach über 120 Jahren war der Wunsch jedoch groß ein eigenes, anspruchsvolleres Siegel zu entwickeln und die eigenen Qualitätsstandards zu steigern. Mit dem hauseigenen Patek Philippe Siegel wird nicht nur das Uhrwerk, sondern auch die Leistungsfähigkeit und alle einzelnen Ausstattungsteile wie Drücke, Zeiger und weiteres sowie die ästhetischen und funktionalen Aspekte bewertet.
Die Anforderungen beinhalten unter anderem:
- Kaliber mit einem Durchmesser von 20 Millimetern und mehr müssen eine Ganggenauigkeit im Bereich von minus drei bis plus zwei Sekunden je Tag besitzen. Für Kaliber mit einem Durchmesser von unter 20 Millimetern liegt die nötige Ganggenauigkeit im Bereich von minus fünf bis plus vier Sekunden am Tag.
- Die Luxusuhr muss je nach vorgesehener Wasserdichtigkeit einen Druck von drei bis zwölf Bar aushalten können. Die Prüfung der Wasserdichtigkeit erfolgt dabei sowohl an der Luft unter Überdruck als auch im Wasser.
Für die Kontrolle hat Patek Philippe mehrere voneinander unabhängige Organe gegründet. Das »Comité du Poinçon Patek Philippe« definiert beispielsweise die Regeln für das Siegel und passt das Regelwerk strategisch den technischen Weiterentwicklungen an. Das Gremium besteht aus den zwei Subkomitees: Das »Comité Technique« ist zuständig für technische Fragen und das »Comité Esthétique« für die ästhetischen Aspekte.
COSC Chronometer-Prüfung
Der Begriff Chronometer ist eine geschützte Bezeichnung für besonders präzise Uhren und nur wenige Prüfstellen verleihen dieses Qualitätssiegel. Nur Zeitmesser, die einem akkreditierten Labor getestet werden, dürfen sich Chronometer nennen. Welche Anforderungen ein Chronometer erfüllen muss, ist in der DIN 8319 und der ISO-Norm 3159 festgehalten. Umgesetzt werden diese Vorschriften in verschiedenen Einrichtungen. Die bekannteste Institution hat ihren Sitz in der Schweiz: das Institut Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres, kurz COSC.
Gegründet wurde die Chronometer-Prüfung 1973 in La Chaux-de-Fonds. Die Organisation besitzt inzwischen mehrere Außenstellen, die das Gütesiegel Chronometer vergeben dürfen, sogenannte »Bureaux Officiels de Contrôle«. Jedes Büro verfügt über eine eigene, von der METAS (Bundesamt für Metrologie und Akkreditierung) erteilte Akkreditierung als SCS-Laboratorium (Swiss Calibration Service). Hier werden nur Uhrwerke vor dem Einschalen in das Gehäuse geprüft.
Einen Auszug aus den Anforderung, die COSC-Chronometer erfüllen müssen:
- Alle Einzelteile der Uhr müssen aus der Schweiz stammen. Zusammenbau und Reglage müssen ebenfalls dort stattfinden.
- Um die Chronometerprüfung zu bestehen, müssen bestimmte Gangwerte erfüllt werden. Dabei gibt es verschieden strenge Vorschriften – für Mechanikkaliber mit einem Durchmesser von 20 Millimetern und mehr beziehungsweise für Kaliber, die kleiner im Durchmesser sind.
- Jedes Werk wird fünfzehn Tage lang bei drei Temperaturen (bei 23 Grad, außerdem an jeweils einem Tag bei acht und 38 Grad) sowie in fünf Lagen getestet. Letzteres ist von großer Bedeutung, denn die Schwerkraft beeinflusst je nach Position des Werks die Reibung der Zapfen in den Lagern, den Greifpunkt der Zahnräder und die Schwingungsfrequenz der Unruh, was sich wiederum auf die Genauigkeit auswirkt.
Zwischen vier und zehn Prozent der eingereichten Werke bestehen die Tests der COSC nicht und erhalten somit auch nicht dieses Qualitätssiegel – weil sie nicht genau genug oder defekt sind und stehen bleiben. Die COSC prüft neben mechanischen (Automatik und Handaufzug) Uhrwerken auch Quarzuhren auf Grundlage der ISO-Norm 3159. Sie werden elf Tage lang in einer Lage bei drei Temperaturen getestet und dürfen allenfalls Sekundenbruchteile von der korrekten Zeit abweichen. Außerdem müssen die Quarzwerke zusätzlich 200 Stöße von 100 Gramm, der hundertfachen Erdgravitation, aushalten.
Jährlich werden über eine Million offizielle Chronometerzertifikate ausgestellt. So stattlich sich diese Zahl auch anhört – dies entspricht lediglich drei Prozent der schweizerischen Uhrenproduktion, die dieses Qualitätssiegel erhalten.
METAS Zertifikat von Omega
Neben Patek Philippe hat sich auch Omega eigene Maßstäbe erarbeitet. Im Dezember 2014 kündigte Omega zusammen mit dem Eidgenössischen Institut für Metrologie (METAS) einen neuen Uhren-Zertifizierungsprozess an, der eine Art Weiterführung der Chronometer-Prüfung darstellt, da eine Voraussetzung für das Zertifikat die Tests COSC (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres) sind. Neben üblichen Tests für Beständigkeit, wird beim METAS Zertifikat auch die Funktionstüchtigkeit der Uhren unter Einfluss starker magnetischer Felder von bis zu 15.000 Gauß geprüft. Erfüllt ein Zeitmesser all diese Anforderungen, erhält sie den Master-Chronometer-Status.
Qualité Fleurier
Das seit 2004 verfügbare Qualitätssiegel gehört mit zu den anspruchsvollsten seiner Art und besitzt äußerst hohe Anforderungen. So ist beispielsweise eine bestandene Chronometerprüfung eine Voraussetzung, um überhaupt erst zur Prüfung zugelassen zu werden. Das Zertifikat wird als Punze in Form der stilisierten Initialen »QF« direkt auf das Werk aufgebracht.
Um das Siegel zu erhalten, muss die Uhr eine Reihe von Anforderungen erfüllen. Unter anderem:
- Nur Schweizer Uhren sind zugelassen. verarbeitung und finissierung sowie die anfertung der rohlinge durch stanzen oder fräsen wie auch deren finissierung msus in der schweiz erfolgen.
- Erste Voraussetzungen sind ein Chronometer-Zertifikat der C.O.S.C. und der bestandene Chronofiable-Test. Der Chronofiable-Test, der vom Laboratoire Dubois SA – Chronofiable in La Chaux-de-Fonds vorgenommen wird, umfasst mehrere Zyklen, in denen die Haltbarkeit der Uhr auf die Probe gestellt wird. Aufzugswelle, Drücker und drehbare Lünetten werden beansprucht und geprüft, auch Stoßsicherheit, Wasserdichtheit und die Reaktion auf Magnetfelder werden getestet. Im Mittelpunkt des Chronofiable-Tests steht ein simulierter Alterungsprozess. Das »Chronofiable«-Gerät beschleunigt das Altern von Uhren um ein Achtfaches.
- Letzte und wichtigste Voraussetzung für den Erwerb des Qualitätsstempels aus Fleurier ist der »Fleuritest«, der die Ganggenauigkeit des eingeschalten Gehäuses mit der endgültigen Ausstattung prüft. Erlaubt sind bis zu fünf Sekunden Abweichung pro Tag.